Frankfurt am Main – Institut für Stadtgeschichte feiert Aufnahme der Goldenen Bulle in das Programm ‚Memory of the World‘ der UNESCO

Hessen-24 - Frankfurt am Main - Aktuell -Frankfurt am Main – (pia) „Gedächtnisbildung und Erbe: beide sind Auftrag, von einer Generation zur nächsten“, betonte Joachim-Felix Leonhard bei der feierlichen Übergabe der Urkunde zur Aufnahme der Goldenen Bulle in das Programm „Memory of the World“ der UNESCO am Montag, 8. Dezember, im Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster. Er machte auf die zentrale Funktion kollektiver Erinnerungskultur aufmerksam und erläuterte die Aufgaben der verschiedenen Programme der UNESCO zur Bewahrung des Welterbes. „Nicht Redundanz, sondern Relevanz und vor allem Repräsentanz“ stünden im Fokus bei der Auswahl des aufgenommenen Welterbes.

Die Goldene Bulle von 1356 entspricht mit ihrem Rang in der Verfassungsgeschichte diesen Kriterien idealtypisch. Bereits am 18. Juni 2013 war die in sieben Ausfertigungen überlieferte Urkunde bei einer Konferenz in der südkoreanischen Stadt Kwangju in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen worden.

Kulturdezernent Felix Semmelroth wies bei dem am Montag im Karmeliterkloster veranstalteten Symposion auf die wirkmächtige Bedeutung des Dokuments für die Mainmetropole hin: „Durch die Goldene Bulle fiel Frankfurt eine zentrale politische Funktion zu. Dies hat Auswirkungen bis in unsere Tage.“ Die Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, Evelyn Brockhoff, unterstrich die jahrhundertelange Funktion des Stadtarchivs als „verlässlicher Bewahrer“ seines kostbarsten Stückes. Dank der Sorgfalt ihrer Vorgänger zähle das Institut für Stadtgeschichte, das „Gedächtnis der Stadt Frankfurt“, nun zum weltweiten „Gedächtnis der Menschheit“. Brockhoff zeigte sich sicher: „Der heutige Tag ist der Höhepunkt in der Geschichte unseres Instituts.“

Die Goldene Bulle, inhaltlich das Ergebnis zweier Reichstage im Jahr 1356, ist das wertvollste Dokument des Instituts für Stadtgeschichte und zugleich eines der folgenreichsten Privilegien der Stadt. Sie gilt als ein „Grundgesetz“ des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und gehört zu den zentralen Zeugnissen deutscher Geschichte. Kaiser Karl IV., der der Stadt viele Privilegien verlieh und bestätigte, sicherte Frankfurt 1356 mit der Goldenen Bulle bis zum Ende des Alten Reiches 1806 den Status als Wahlort der deutschen Könige.

Die Stadt Frankfurt ließ sich 1366 ein eigenes Exemplar der Goldenen Bulle ausfertigen. Obwohl das Frankfurter Exemplar zehn Jahre jünger ist als die fünf kurfürstlichen Ausfertigungen von 1356/57, war es rechtlich voll gültig. Da es bei jeder Königs- oder Kaiserwahl zu Rate gezogen wurde, erlangte es als bekannteste und am häufigsten verwendete Ausfertigung der Goldenen Bulle bald das Ansehen eines „Reichsexemplars“. Heute ist es eines der sieben erhaltenen Exemplare, die auf Deutschland und Österreich verteilt sind.

Beide Länder haben sich deshalb gemeinsam und erfolgreich um die Anerkennung als Welt-dokumentenerbe beworben. Dazu gehören nun als kurfürstliche Originale das „Böhmische und das Mainzer Exemplar“ (Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien), das „Kölner Exemplar“ (Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt), das „Trierer Exemplar“ (Landesarchiv Baden-Württemberg, Abteilung Hauptstaatsarchiv Stuttgart), das „Pfälzische Exemplar“ (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München) sowie als nicht-kurfürstliche das „Frankfurter Exemplar“ (Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main) wie das „Nürnberger Exemplar“ (Bayerisches Staatsarchiv Nürnberg) und darüber hinaus die prachtvolle, von König Wenzel in Auftrag gegebene Abschrift der Goldenen Bulle (Österreichische Nationalbibliothek, Wien).

Bei dem Symposion zur Goldenen Bulle im Institut für Stadtgeschichte war das kostbare und empfindliche Dokument, das aus konservatorischen Gründen im Tresor der Privilegienkammer verwahrt wird, für einen Tag im Karmeliterkloster zu besichtigen. Wer dazu keine Gelegenheit hatte, kann im Institut für Stadtgeschichte eine animierte CD für zehn Euro erwerben. Mir ihr lässt sich am heimischen Computer nicht nur im Frankfurter Exemplar blättern, sondern auch der lateinische Text, eine frühneuhochdeutsche sowie eine moderne deutsche Übersetzung ansehen. Zudem sind auf der CD Informationen zur Entstehung der Goldenen Bulle und zu ihrer Rezeptionsgeschichte nachzulesen. Auch eine Replik des Siegels der Urkunde ist im Institut für Stadtgeschichte für 25 Euro erhältlich. Replik und CD als Paket kosten 30 Euro.

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Autor: Team Hessen-Tageblatt