Stadt Hanau – Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern in Hanau – im Rahmen der neuen Brüder-Grimm-Bildungsoffensive

„Jeder soll … wenn es sein kann, in den Himmel wachsen!“ (Adolph Diesterweg)

Hessen-Tageblatt - Presseportal - Hanau -Hanau – Diesterweg-Stipendium: Dank der besonderen Unterstützung von Verwandten, Freunden und Förderern konnten Hanaus große Söhne, Jacob und Wilhelm Grimm, ihre Begabungen vollends ausschöpfen und zu wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Ehren gelangen. Doch nicht jedem Kind in Hanau wird eine solche umfassende Förderung zuteil. „Aus diesem Grund ist es für die Stadtgesellschaft sehr wichtig, Schritte in diese Richtung anzubahnen und Kindern Chancen für die Entwicklung ihrer Potenziale zu ermöglichen“, erläutert Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Er ist der Schirmherr des neuen Projekts „Diesterweg-Stipendium für Kinder und Eltern in Hanau“, das im Rahmen der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive der Stadt Hanau – in Kooperation mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main – ins Leben gerufen wurde.

Das Stipendium – finanziert durch Spenden und getragen von der Stadt und bürgerschaftlichem Engagement – soll Hanauer Kindern, die aufgrund ihrer familiären und sprachlichen Situation ihre Talente und Begabungen nicht vollständig ausschöpfen können, wegweisende Unterstützung bieten und Bildungsförderung eröffnen. „Damit diese Hanauer Kinder ihre Begabungen und sprachlichen Kompetenzen entfalten und weiterentwickeln können, sollen mit Hilfe des Diesterweg-Stipendiums nach Frankfurter Vorbild nicht nur sie, sondern auch ihre Eltern und Geschwister in besonderer Weise in ihrer Bildung und gesamten gesellschaftlichen Teilhabe gestärkt werden“, erklärt Hanaus Bildungsdezernent Axel Weiss-Thiel.

Das Ziel des Diesterweg-Stipendiums basiert auf der Leitidee von Adolph Diesterweg, dem bedeutenden Frankfurter Pädagogen und Zeitgenossen der Brüder Grimm: „Jeder soll nach seiner Fähigkeit und Begabung … wenn es sein kann, in den Himmel wachsen.“ Diesterweg ist nicht nur Namenspatron des Bildungsstipendiums, sondern war auch Gründungsmitglied der Polytechnischen Gesellschaft e.V. in Frankfurt, deren jüngste Stiftung 2008 das Konzept von Deutschlands erstem Familienbildungsstipendium entwickelte.

„Mit Hanau ist das Diesterweg-Stipendium in der vierten hessischen Stadt angekommen – in einer Stadt, die dank der Brüder Grimm und ihrer Verdienste geradezu prädestiniert für ein Familien- und Sprachstipendium ist. Durch den Einsatz des Hanauer Trägernetzwerks kann das Diesterweg-Stipendium nun an zehn deutschen Standorten angeboten werden, und bald werden wir bundesweit 1.500 Personen aufgenommen haben. Es macht mich glücklich zu sehen, wie sich das Projekt seit seiner Gründung verbreitet hat!“, sagt Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main.

Im Rahmen des Diesterweg-Stipendiums erhalten einzelne Schülerinnen und Schüler mit gutem Leistungspotenzial vielfältige Förderung vor dem Übergang von der 4. Klasse zur weiterführenden Schule. Die Förderung setzt sich in der ersten Phase des Besuchs der 5. Klasse fort und kann sich auch nach Bedarf – auf den weiteren Verlauf der 5. Klasse erstrecken. Mögliche sprachliche, soziale, kulturelle oder familiäre Gründe sollen so keinen Hinderungsgrund mehr darstellen, dass die Kinder ihre Potenziale nicht entfalten können. Wissen und Kompetenzen der beteiligten Schülerinnen und Schüler sollen in besonderem Maße gefestigt und erweitert werden. Auch eine zusätzliche Unterstützung im Bereich von ‚Deutsch als Zweitsprache‘ ist vorgesehen. Zudem werden die Eltern und Geschwister der Stipendiaten mit ihren unterschiedlichen Ressourcen und Potenzialen in ein breitgefächertes Bildungsprogramm eingebunden und in ihren Kompetenzen gestärkt.

„Durch die Einbindung der Eltern resultiert die besondere, integrationsstärkende Gelegenheit, diese Familien aus verschiedenen Kulturkreisen und Lebenszusammenhängen miteinander in Kontakt zu bringen und zugleich die Geschwister der Stipendiaten von Anfang an in die verschiedenen Familienaktivitäten einzubinden und dadurch ebenfalls zu fördern“, erläutert Anne-Dorothea Stübing, Vorsitzende des Präventionsrats und Vorsitzende des Ausschusses Kultur, Schule, Sport. Sie kreierte nicht nur den Begriff der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive, sondern ist auch maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung der Fördermaßnahme beteiligt.

Im ersten Durchgang, der die Schuljahre 2017/2018 und 2018/2019 umfasst, ist das Diesterweg-Stipendium Hanau für 15 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien konzipiert. „Zunächst sollen sechs Hanauer Grundschulen mit besonders hohem Zuwandereranteil die Möglichkeit erhalten, vom Stipendium im Rahmen der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive zu profitieren“, berichtet Weiss-Thiel. Dies seien die Anne-Frank-Schule, Brüder-Grimm-Schule, Gebeschusschule, Robinsonschule, Heinrich-Heine-Schule und Pestalozzischule. „Ziel der Initiatoren ist es, diesen Teilnehmerkreis mit sicher zunehmenden finanziellen Engagement der Hanauer Stadtgesellschaft auf weitere Schulen auszudehnen“, erklärt der Stadtrat weiterhin.

Finanziert wird die Anfangsphase des Projekts durch die Berenbrok-Winterstein-Stiftung. „Wir hoffen auf weitere langfristige Unterstützung durch Stiftungen und Unternehmen vor Ort“, sagt Weiss-Thiel, „da wir beabsichtigen das Diesterweg-Stipendium Hanau im Kontext der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive vorrangig als bürgerschaftlich finanziertes Projekt zu realisieren. Auch das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis begrüße und unterstütze das Projekt, berichtet der Stadtrat. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir – genau wie die Stadt Hanau – das Projekt vorrangig im Bereich von Koordinations- und Fortbildungsaufgaben der beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen – insbesondere unter dem Aspekt von ‚Deutsch als Zweitsprache‘ – unterstützen“, bekräftigt der zuständige Dezernent im Staatlichen Schulamt, Ludwig Borowik.

Für Organisation und Durchführung wurde Sprungbrett Familien- und Jugendhilfe Hanau e. V. als weiterer Kooperationspartner gewonnen. Sprungbrett-Geschäftsführer Matthias Skotnik hat den Organisations- und Finanzierungsplan des Projekts maßgeblich mitgestaltet. „Durch die Einbindung von Netzwerken der Hanauer Frauenserviceclubs ‚Kompetenz unterstützt‘ oder der Freiwilligenagentur können die Personalkosten im Bereich der Familienförderung hoffentlich gesenkt werden“, erklärt Weiss-Thiel. Grundsätzlich sei jedoch die Vernetzung mit den unterschiedlichsten Institutionen sowie die Einbindung weiterer Unterstützer und Förderer gewünscht und hilfreich.

Vorschläge für mögliche Stipendiaten, deren besonderes Leistungspotential offenkundig ist, können die Klassenlehrerinnen und -lehrer der Schulen unterbreiten. Die verbindlich abgesicherte Mitwirkung der Eltern und der gesamten Familie ist Voraussetzung für die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern als Stipendiaten. Darüber hinaus wird den 3. und 4. Klassen dieser Hanauer Schulen die Möglichkeit eröffnet, sich für die Unterstützung von Exkursionen der gesamten Klasse zu bewerben. Eine Auswahlkommission bestehend aus Bildungsdezernent Axel Weiss-Thiel, Dr. Ingo Wiedemeier (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Hanau), Anne-Dorothea Stübing (Vorsitzende Präventionsrat Hanau), Erika Ries (ehem. Leiterin Eichendorff-Schule), Andrea Knips-Profeld (Leiterin Jugendamt der Stadt Hanau) entscheidet, welches Kind in das Programm aufgenommen wird.

Eine Lenkungsgruppe kümmert sich um Organisation und Umsetzung der Maßnahmen. Zu ihr zählen Anne-Dorothea Stübing, Andrea Knips-Profeld, Matthias Skotnik (Sprungbrett e. V.), Judith Baumbach (Staatliches Schulamt), Andrea Pillmann (Koordinatorin ‚Kinderfreundliche Kommune Hanau‘ und Leiterin der Stabsstelle Prävention, Sicherheit und Sauberkeit), Frank Bornmann (Leiter des Schulverwaltungsamt Hanau) und die Projektkoordination der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive.

Förder-Bausteine im Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern

Im Rahmen von 6 bis 8 Bildungstagen sammeln die Stipendiaten neue bzw. weitergehende Bildungserfahrungen, unter anderem durch das Aufsuchen verschiedener außerschulischer Lernorte und die Auseinandersetzung mit den dort gebotenen Inhalten. Sie erhalten vielfältige Impulse, um Fragestellungen zu naturwissenschaftlichen und kulturellen Themen vertiefend und in schulübergreifenden Gruppen/Kleingruppen gemeinsam zu bearbeiten. Durch gegenseitige Anregungen werden Bildungshorizont und Kommunikationskompetenz erweitert; Erwerb und Entwicklung von sowie differenzierter Umgang mit Lösungsstrategien werden gefördert.

Im Rahmen von 6 bis 8 Familientreffen, 6 bis 8 Akademietagen sowie 2 bis 4 Exkursionen pro Jahr werden mit den Familien der Stipendiaten (schulübergreifend) besondere Angebote bzw. Bildungsinstitutionen zusätzlich oder zur Vertiefung wiederholt erkundet, um auf diese Weise das Familienleben mit neuen Anregungen und Erfahrungen auch auf der Elternseite zu erweitern. Die Geschwister profitieren entsprechend. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Themen aus den Bereichen Naturwissenschaft und Technik, Natur, Literatur und Medien, Theater, Kunst und Musik, um somit dem Bildungs- und Interessensspektrum sowie der Potenzialvielfalt gerecht zu werden.

Gemeinsam erarbeiten sich die Familien fernerhin vertiefende Informationen über das deutsche Schul- und Bildungssystem, zu Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe und zur frühzeitigen Berufsorientierung. Die Stipendiaten erhalten zusätzlich zu den Exkursionen und zu der gegebenenfalls erforderlichen Einzelförderung und/oder Gruppenförderung im Bereich ‚Deutsch als Zweitsprache‘ Unterstützung z. B. für die Anschaffung von Lexika, Literatur oder eines Tablets als Hilfe für Recherchen und zur Aufbereitung von Themen.

Zusätzliche Sprechstunden und Hausbesuche bieten den Eltern sowie den Stipendiaten die Möglichkeit für individuelle Beratung und Unterstützung zu allen Fragen rund um den Komplex ‚Bildung‘. Berücksichtigt werden die Facetten Erziehung, Schule und Berufsorientierung.

Flankierendes Maßnahmenpaket durch die Brüder-Grimm-Bildungsoffensive

Exkursionen der Grundschulklassen zu verschiedenen Bildungs- und Kulturangeboten: Als Projekt der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive und erweitertes Fundament zur Förderung von Grundschulkindern mit nichtdeutscher Herkunftssprache erhalten die Kinder der sechs Hanauer Grundschulen mit besonders hohen Zuwandereranteilen die Möglichkeit, mit ihren 3. und 4. Klassen in einem breitgefächerten Bildungsprogramm zu naturwissenschaftlichen und kulturellen Themen. Verschiedene Lernorte (wie z. B. Hanauer Museen, Stadtbibliothek/Kulturforum Hanau, Wildpark ‚Alte Fasanerie‘ Hanau, Umweltzentrum Hanau, Jugendwaldheim Hasselroth, Bioversum Darmstadt, Glauburg Glauberg, Mathematikum Gießen, Kinderakademie Fulda, ExperiMINTa Frankfurt, Städel Frankfurt, Struwwelpetermuseum Frankfurt, Senckenberg Naturmuseum Frankfurt) werden erkundet.

Von den Kindern dieser Klassen der Hanauer Grundschulen sind für die partielle Unterstützung von Exkursionen (Eintrittsgelder, Fahrtkosten u. a.) diesbezüglich Anträge zu stellen. Grundlage dafür sind gemeinsame Recherchen inklusive Internetrecherchen und eine schriftliche Darstellung des Unterrichtsbezuges zur Bezuschussung und die Verpflichtung der Abgabe eines schriftlichen Berichts im Anschluss an die Exkursion.

Dieser Ansatz stärkt sowohl die soziale Kompetenz als auch die kognitiven Fähigkeiten aller Kinder (statusunabhängig und nicht stigmatisierend), indem sie sich nicht nur in Form einer sprachlichen Auseinandersetzung mit den Exkursions-Themen, sondern auch mit Fahrplänen und Finanzen für die Realisierung der Exkursion befassen müssen. Dies bedeutet auf der Grundlage des Prinzips der Selbsttätigkeit eine besondere Förderung von Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein für alle Kinder.

Elterncafés in den Schulen – auch für die Eltern der Stipendiaten: Zur Unterstützung der Eltern und ihren Einstieg in das breitgefächerte Bildungsprogramm des Diesterweg-Stipendiums bieten die Schulen in Elterncafés oder Interkulturellen Eltern-Klassenzimmern den Eltern die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und schulische Fragen sowie Fragen zur Organisation des deutschen Schulsystems mit seinen Möglichkeiten und Grenzen gemeinsam zu beraten. Die Elterncafés können zugleich die Eltern in ihrer Mitwirkung in der Schule stärken – unabhängig von schulischen Ämtern (Elternbeirat, Schulkonferenzmitglied). Das Angebot eines Elterncafés ist unabhängig vom Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern. Wenn sich aber die Schule dem Diesterweg-Stipendium verschreibt und Kinder der Schule für das Stipendium vorgeschlagen werden, muss ein entsprechendes Angebot in der Schule vorhanden sein bzw. eingerichtet werden.

DeutschSommer Hanau im Landesprogramm Hessen / Abenteuer Deutsch Hanau: Dieses Angebot für „Ferien, die schlau machen“ ist speziell für Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache entwickelt worden. Die Kinder erhalten die Chance, ‚fit‘ für die wichtige 4. Klasse zu werden. Sie gewinnen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein durch die gemeinsamen Ferienaktivitäten wie Ausflüge, Theater, Sport und Spiel. Eine besondere Förderung ihrer deutschen Sprach- und Schriftkenntnisse erhalten sie zudem durch den Anreiz des gemeinsamen Bearbeitens spannender Lektüre und Aufgaben.

Das Angebot ergeht an alle 3. Klassen der Hanauer Grundschulen. Die Auswahl für die 30 Förderplätze erfolgt anhand der Ergebnisse schriftlicher Aufgaben, dem ‚kleinen Sprachausflug‘ und der Empfehlung der Klassenlehrkräfte. Der ‚kleine Sprachausflug‘ wurde ebenfalls von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main für den DeutschSommer Frankfurt entwickelt und wird dem Hanauer Projekt seit mehreren Jahren zur Verfügung gestellt.

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Text: Stadt Hanau
Öffentlichkeitsarbeit
Am Markt 14-18
63450 Hanau

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