Frankfurt am Main – (pia) Das städtische Frauenreferat blickt auf ein Vierteljahrhundert Geschichte zurück und nutzt die Gelegenheit, seine bewegte Vergangenheit, seine rührige Gegenwart und seine viel versprechende Zukunft am 29. November mit einem großen Jubiläumsfest zu feiern.
„Das Frauenreferat ist für mich eines der innovativsten Frankfurter Ämter“, so würdigt Frauendezernentin Sarah Sorge die Arbeit des Teams unter der Leitung von Gabriele Wenner. Und damit steht sie nicht alleine. Gerade heute rief eine Riedbergerin im Frauenreferat an: „ Ich wohne im weiblichsten Stadtteil Frankfurts. Viele Straßen sind nach Frauen benannt. Unbedingt ein Verdienst des Frauenreferats!“
Sensibilisieren mit offensiven Aktionen
Immer wieder sensibilisiert das Frauenreferat seit 1989 mit offensiven Aktionen die Öffentlichkeit, wie etwa aktuell am „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen Gewalt gegen Frauen“, dem 25. November, mit einer Video-Installation am Kolpinghaus. Aber auch zu Ungerechtigkeit bei der Bezahlung, bei den beruflichen Chancen.
Jüngstes Beispiel: Die Kampagne ‚Armut ist eine Frau’ die beim Empfang zum Internationalen Frauentag im Römer startete. Mädchen und Frauen sollen bei weichenstellenden Entscheidungen und bei der Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen unterstützt und bestärkt werden, so dass sie nicht in Armutsfallen tappen beziehungsweise wieder herausfinden. Die positive Resonanz auf die verschiedenen Bausteine der Kampagne sind ein weiterer Erfolg für das Frauenreferat und Frauendezernentin Sorge. Denn es braucht Mut, die Aufmerksamkeit so entschieden gerade in einer so reichen Stadt wie Frankfurt auf die Armutsrisiken von Frauen zu lenken.
Innovativ, engagiert und vernetzt
Gleichzeitig zeigen frauenpolitische Formate wie der ‚Business Women’s Day’, FrauenMachtKarriere, Salongespräche zur Mädchenarbeit oder der ‚Girlsday’ was für Frauen drin sein könnte in dieser Stadt: Alles. Daher lautet das Frankfurter Motto zum Internationalen Mädchentag seit 2012: „Wir machen uns die Welt wie sie uns gefällt!“ Astrid Lindgren hat es sich einmal für ihre Pippi Langstrumpf ausgedacht, für das stärkste Mädchen der Welt. Es geht um Freude, Neugier, Selbstbestimmung, – eine Haltung, die Sarah Sorge gerade in ihrer Funktion als Bildungsdezernentin gern allen Frankfurter Mädchen vermitteln würde. Entsprechend engagiert setzt sie hier einen weiteren Schwerpunkt bei der Arbeit des Frauenreferats und unterstützt mit viel Herzblut Projekte wie aktuell den ‚Görl-Kalender’.
Ihre politische Unterstützung und das Frauenreferats-Team aus jungen sowie jung gebliebenen Kolleginnen, die das Streben nach Gendergerechtigkeit mit neuen Aktionsformen immer wieder beleben und ihre ganz eigenen Erfahrungen von Chancen-Ungleichheit, Sexismus, Stereotypen und Rollenklischees einbringen, machen das Frauenreferat zu dem was es ist: Innovativ, engagiert und sehr gut vernetzt. 20 Frauenprojekte werden seit 1990 regelmäßig gefördert und arbeiten kontinuierlich für Frankfurts Frauen und Mädchen. Zahlreiche weitere Initiativen, Projekte und Verbände profitieren von Projektförderung durch das Frauenreferat.
Noch viel zu tun
Ja, es wurde viel erreicht, aber gleichzeitig ist noch viel zu tun. Das ergab unter anderem die in diesem Jahr vom Frauenreferat herausgegebene Studie über Frauen am Frankfurter Arbeitsmarkt. Weiterhin sind in der höchsten Einkommensgruppe Frauen mit rund 30 Prozent unter-, bei der geringfügigen Beschäftigung mit 60 Prozent überrepräsentiert. Auch Migrantinnen und Frauen mit so genannten nichtlinearen Lebensläufen macht es der Frankfurter Arbeitsmarkt schwer. Entsprechend erschreckend sind die Prognosen gerade für die Altersversorgung von Frauen. Immer wieder Themen setzen und als Stein des Anstoßes wellenförmig über die Stadt verbreiten, Frauen beim Durchbrechen der gläsernen Decke unterstützen, Mädchen ermutigen, ihr Potential frei von Rollenklischees auszuschöpfen.
Und immer wieder der Stadtgesellschaft aufzeigen, welch unschätzbare Ressourcen brach liegen, verzichtet man auf eine gleichberechtigte Teilhabe beider Geschlechter.
Der Blick nach vorne ist für das Frauenreferat unverändert ein Blick auf ein Arbeits-Hochgebirgs-Panorama. Immerhin, das Panorama ist sonnig beschienen. Nirgendwo ist das Klima für Veränderungen so günstig wie hier in der Mainmetropole. Aktuellstes Beispiel: Das große Engagement von Frauen und Männern aus allen Bereichen bei der Erarbeitung des Frankfurter Aktionsplans zur Umsetzung der Europäischen Gleichstellungscharta.
Grund zum Feiern
‚Femmetastique!’ – unter diesem Motto feiert das Frauenreferat sich selbst und die vielen Erfolge seiner 25jährigen Geschichte. Erfolge institutionalisierter Frauenpolitik in Frankfurt die sich vor allem daran bemessen, mit welcher Selbstverständlichkeit ihre Errungenschaften von Frauen heute gelebt werden. Nur die, die dabei waren, können sich noch vorstellen, wie groß die Hürden gewesen sind, die dafür überwunden werden mussten. Zur Erinnerung: Noch bis 1976 konnten Männer ihren Frauen das Arbeiten oder den Wohnungswechsel verbieten. In die Nähe eines Chefsessels kam frau nur, wenn sie ein Tablett mit Kaffee und/oder eine Unterschriftenmappe in der Hand hatte. Als im Juni 1989 dann die erste auch für das Ressort ‚Frauen’ verantwortliche Dezernentin, die Grünen-Politikerin Margarethe Nimsch, ihr Amt übernahm, war das für die Frauenbewegung auch so etwas wie ein Mauerfall. „Wir sind die Hälfte dieser Stadt“, sagte Margarete Nimsch damals bei Amtsantritt „und wir wollen was daraus machen.“
Frauenthemen fest verankert
Und das haben sie getan. Am 1. September 1989 trat die erste Leiterin des Frauenreferats, Renate Krauß-Pötz ihr Amt an. Als eine der sehr rar gesäten Amtsleiterinnen damals. Zahlen belegen: 1977, als Petra Roth Stadtverordnete wurde, waren gerade mal drei Prozent der Frauen in der Frankfurter Stadtverwaltung mit Führungsaufgaben betraut. Heute, zum 25sten Geburtstag des Frauenreferats beträgt der weibliche Anteil immer noch nicht die Hälfte, aber immerhin ein Drittel.
Dazwischen hielt Frankfurt über Jahre den Spitzenplatz im Genderranking der deutschen Großstädte, mit einer Oberbürgermeisterin und einer Bürgermeisterin. In den Dezernaten und Ämtern, aber auch in Institutionen wie der Agentur für Arbeit, gelang es, Frauenthemen fest zu verankern. Der Tony-Sender-Preis wurde ausgelobt, benannt nach der Politikerin Tony Sender (1888-1964), die sich in Frankfurt so engagiert für Gerechtigkeit einsetzte und mit dem nun alle zwei Jahre Frauen ausgezeichnet werden, die in ihrem Geiste agieren. Seit 2002 empfängt die Stadt Frankfurt ihr frauenpolitisches Netzwerk zum Internationalen Frauentag im Kaisersaal. Der Girls’Day wurde etabliert und ein dichtes Beratungs- und Fördernetz für Frauen in Frankfurt geschaffen.
‚Große Vergangenheit, eine bewegte Gegenwart und herausfordernde Zukunft‘
Dieses Netz zählt bis heute mehr als 300 Aktivposten und Fixpunkte und verfügt über etwas, das man heutzutage neudeutsch ‚Realness’ nennt: Größtmögliche Nähe zur Lebenswirklichkeit von Frauen in der Stadt. Über Hotlines, Veranstaltungen, Wegweiser und den frauenpolitischen Newsletter ist die Stadt Frankfurt für Frauen immer ansprechbar und in jeder Lebenslage richtungsweisend. Es wurde und wird unterstützt und gefördert, bestärkt, qualifiziert und ermutigt – doch gegen gute Frauenpolitik gibt es von unterschiedlichsten Seiten auch immer den Versuch, das Rad zurückzudrehen, sich dem entgegenzustellen, mit Informationen, Gelassenheit und klaren Worten, auch dafür stehen Frauenreferat und Frauenpolitik der Stadt Frankfurt. Sarah Sorge: „Deshalb feiern wir gleichzeitig eine große Vergangenheit, eine bewegte Gegenwart und eine herausfordernde Zukunft.“ Und übrigens auch den Geburtstag von Tony Sender, die am 29. November 1888 geboren wurde. Gefeiert wird also am 29. November mit einem ‚femmetastischen‘ Abend in der Batschkapp. Zusammen mit dem FrauenMusikBüro, der Jazzpianistin Anke Helfrich, The Wonderfrolleins, DJane Vira und einigen Überraschungen. Karten zum Preis von 12 Euro gibt es noch im Frauenreferat und online über http://www.batschkapp.tickets.de .