Hessen – InteA-Programm – Die Erfahrungen von Schulen, Bildungsverbänden und Trägern sozialer Einrichtungen zur Integration von jungen Flüchtlingen, die im Rahmen des Programms „Integration durch Abschluss und Anschluss“ (InteA) an beruflichen Schulen unterrichtet werden, standen im Mittelpunkt einer gemeinsamen Anhörung der Fraktionen von SPD und FDP im Hessischen Landtag.
In der Anhörung sei deutlich geworden, dass hier eine heterogene Gruppe in ein System gepresst werde, dass nicht ausreichend differenziere, zeitlich zu stark begrenze und durch starre Altersgrenzen die Entwicklung behindere. Die Lehrkräfte und Unterstützungskräfte nähmen die Herausforderung an und tun, was in ihren Kräften stehe, um aus der Situation das Beste zu machen.
„Die Anhörung hat gezeigt, dass die stereotypen Erfolgsmeldungen der schwarzgrünen Landesregierung mit der Realität mal wieder nichts zu tun haben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Schwarzgrün eine „offizielle Anhörung“ im Kulturpolitischen Ausschuss verweigert hat“, so der sozial- und integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Gerhard Merz.
Die schulische und berufliche Integration von jungen Flüchtlingen werde vom Ministerium schlecht organisiert und amateurhaft umgesetzt, ohne auf die Praktiker vor Ort zu hören. Die beruflichen Schulen seien für die Aufgabe, die Geflüchteten zu einem Schulabschluss und in eine Ausbildung zu führen und dort zu begleiten, völlig unzureichend ausgestattet: Es fehle an zusätzlichen Lehrkräften, an ausreichend Sozialpädagogen, an Flexibilität und vor allem an Zeit für die Deutschförderung. In den vorgegebenen Fristen und mit den bestehenden Altersbeschränkungen sei das für viele junge Flüchtlinge nicht zu schaffen. Dabei wurde deutlich, dass es „den“ Flüchtling nicht gebe und die Lernvoraussetzungen extrem unterschiedlich seien.
Einen Alphabetisierungskurs erst ab dem 60. Schüler zuzuweisen, sei Ausdruck der bürokratischen und unflexiblen Regelungen aus dem Ministerium. Viele Anzuhörende kritisierten, dass Sprachkurse nicht auf dem passenden Niveau der Geflüchteten erfolgen, die Klassen zu heterogen und zu groß seien. Kritik gab es auch an der Verkürzung der Beratungs- und Diagnosezeit in den Aufnahme- und Beratungszentrum (ABZ).
„Ziel muss ein Abschluss, nicht nur irgendein Anschluss sein, damit die jungen Menschen auf eigenen Füßen stehen können. Dafür brauchen die Schulen mehr Personal, mehr sozialpädagogische Unterstützung, mehr Aus- und Weiterqualifizierung von Lehrkräften und kleinere Klassen“, so der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Christoph Degen. „Durch das neue UBUS-Programm findet eine ‚Kannibalisierung‘ im sozialpädagogischen Bereich statt, weil die Fachkräfte aus InteA aussteigen und an die Grundschulen und weiterführenden Schulen mit besserer Perspektive wechseln.“
In Bezug auf die Erfolgsmeldungen zum Übergang in Ausbildung hagelte es in der Anhörung Kritik. Leider brächen zahlreiche Jugendliche ihrer Ausbildung ab. Was fehle, sei eine Evaluation sowohl von InteA als auch der entsprechenden Anschlüsse.
„Aus den Darstellungen ging eindeutig hervor, dass das hessische Kultusministerium zum wiederholten Male sachfremde Vorgaben macht, die sich als praxisuntauglich erweisen. So wird beispielsweise das Deutsche Sprachdiplom DSD I PRO als wertvoll für alle, die eine Ausbildung machen möchten, angepriesen, obgleich es den betreffenden jungen Menschen nicht in geeignetem Maße weiterhilft, einen Ausbildungs- oder Praktikumsplatz zu finden. Auch wurde in Bezug auf die Zusammenarbeit mit dem Handwerk und der Wirtschaft darauf hingewiesen, dass man mit der Abkehr von der eigentlichen Zielsetzung des Erlangens eines Abschluss hin zum Anschluss die Erwartungen nicht erfüllt und abermals unsachgemäß agiert. Auch diesbezüglich gibt es Nachbesserungsbedarf“, so Wolfgang Greilich, schulpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag.
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Christel Jung
Mitarbeiterin Pressestelle
SPD-Fraktion im Hessischen Landtag
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