Landkreis Kassel – Frühintervention im Landkreis Kassel: HaLT – ein Projekt zieht Bilanz

landkreis-kassel-aktuell-hessen-tageblattLandkreis Kassel – Frühintervention: Die Zahl der in Krankenhäusern behandelten Alkoholvergiftungen ist seit 2000 bis 2014 in allen Altersgruppen gestiegen. Besonders besorgniserregend war jedoch die hohe Anzahl der behandelten Jugendlichen, denn in keiner anderen Altersgruppe kommt das riskante Verhalten so häufig vor.

Als Reaktion auf die sich stark erhöhende Anzahl von Jugendlichen mit Alkoholintoxikation wurde das bundesweite Modellprojekt „HaLT – Hart am Limit“ entwickelt. Mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration und in Kooperation mit dem Klinikum Kassel wird das HaLT-Projekt seit 2011 im Landkreis Kassel und in der Stadt Kassel umgesetzt.

HaLT ist ein wissenschaftlich gut evaluiertes Präventionsprojekt, dessen Wirkung belegt werden kann. HaLT besteht aus einem reaktiven und einem proaktiven Projektbaustein. Im Rahmen des reaktiven Bausteins wurden inzwischen über 560 junge Menschen aus der Region Kassel (Landkreis Kassel, Stadt Kassel und benachbarte Landkreise), die mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin eingeliefert wurden, aufgesucht und mit ihren Eltern beraten.

Konkret bedeutet dies, dass spezifisch hierfür qualifizierte sozialpädagogische Fachkräfte der Drogenhilfe Nordhessen e.V. diese jungen Menschen noch während der Krankhausbehandlung, oft am Wochenende, kontaktieren. In sogenannten „Brückengesprächen“ vor der Entlassung steht die aktuelle Krise im Mittelpunkt und sowohl die Jugendlichen als auch ihre Eltern können dadurch unmittelbar erreicht und über die offensichtlichen Risiken des riskanten Alkoholkonsums beraten werden.

Zusätzlich werden die Jugendlichen in Folge zu einem gemeinsamen Gruppentreffen („Risikocheck“) eingeladen. Dort trainieren die Jugendlichen mit ebenfalls betroffenen Gleichaltrigen eine verbesserte Selbstwahrnehmung und sinnvolle Regeln für einen risikoarmen Konsum. Die Frühintervention HaLT endet mit einem Abschlussgespräch.

Begleitet wird dieser reaktive Projektbaustein von einem proaktiven Baustein.

Durch eine kommunal breit angelegte präventive Strategie wird im Vorfeld darauf gesetzt, riskantes Rauschtrinken durch Aufklärung und Verantwortungsübernahme zu verhindern (u.a. durch konsequente Einhaltung des Jugendschutzes, durch verbindliche Standards im Umgang mit Alkohol bei Festen und durch eine kontinuierlich sensibilisierende Öffentlichkeitsarbeit).

Präventionsfachkräfte der Jugendhilfe, der Suchthilfe, der Schule, der Polizei und der Gesundheitsfürsorge haben in diesen Jahren als Netzwerkpartner zusammengearbeitet. Im Rahmen des proaktiven HaLT-Projektbausteines wurden zum Thema Alkoholprävention in Kooperation mit Gesamtschulen im Landkreis Kassel mehrere Aktionstage, schulische Theaterprojekte in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater sowie ein Filmprojekt in Kooperation mit dem Offenen Kanal durchgeführt.

Eine Auswertung aller bisher durchgeführten Beratungsgespräche mit alkoholintoxikierten Jugendlichen in der Region Kassel belegt zudem folgende Tendenzen und Erkenntnisse erfreulicherweise wurden in den letzten beiden Jahren keine 12- und 13-jährige Kinder mehr eingeliefert. Der Rückgang bei den Alkoholintoxikationen war bei den Jungen anteilig stärker als bei den Mädchen die konsumierten Alkoholarten waren vorwiegend Spirituosen, oft auch zusätzlicher Bierkonsum.

Das Rauschtrinken erfolgte in aller Regel mit Freunden wesentliche Motive für das Rauschtrinken waren die Gruppendynamik, aber auch die bewusste eigene Rauscherwartung ein Drittel der Jugendlichen zeigte deutliche zusätzliche Belastungsfaktoren (wie z. B. familiäre Schwierigkeiten, schulische Problemlagen oder zusätzliche Erkrankungen, zum Teil auch Suchtbelastungen im familiären Umfeld).

Riskanter Alkoholkonsum und Rauschtrinken sind eine Variante des bei Jugendlichen nicht untypischen Probierkonsums von Suchtmitteln. Neben der weiterhin notwendigen aufsuchenden Arbeit im Klinikum Kassel hat der Landkreis Kassel noch ein weiteres Beratungsangebot, bei dem erstauffällige Jugendliche frühzeitig in einem großen Flächenkreis aufgesucht und beraten werden.

Die Mobile Drogenberatung, ebenfalls durchgeführt durch die Drogenhilfe Nordhessen, ist ein aufsuchendes, niedrigschwelliges Kontakt- und Beratungsangebot für junge Menschen, die an unterschiedlichen Orten und Institutionen des Landkreises (z.B. Schulen, Polizeidienststellen, Ortsjugendarbeit oder Jugendamt) mit riskantem Konsum legaler und illegaler Suchtmittel erstauffällig werden. Ziele sind hierbei eine vertrauensvolle individuelle Beratung, eine psychosoziale Diagnostik und bei Bedarf die Vermittlung zu weitergehenden Hilfen aus dem Bereich der Jugendhilfe oder der Suchthilfe.

In der Regel werden durch diese spezifische Frühintervention der Mobilen Drogenberatung jährlich über 60 junge Menschen flexibel an ihrem jeweiligen Wohnort im Landkreis Kassel erreicht und betreut. In erster Linie ist die Problematik der Jugendlichen durch Cannabiskonsum, riskantem Alkoholkonsum oder durch den Missbrauch beider Suchtmittel gekennzeichnet. Andere noch problematischere Suchtmittel kommen deutlich seltener vor.

Diese langfristige kontinuierliche Präventionsarbeit hat sich gelohnt, wie man erfreulicherweise an der leicht zurückgehenden Anzahl von jungen Menschen, die in den beiden letzten Jahren im Krankenhaus mit Alkoholintoxikation behandelt wurden, erkennen kann. Ein Trend, der sich an allen HaLT-Standorten ähnlich zeigt. Das HaLT-Projekt in der Region Kassel zeichnet sich wiederum durch eine besonders zeitnahe Intervention und eine überdurchschnittlich hohe Erreichungsquote aus.

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Text: LANDKREIS KASSEL
Pressesprecher
Harald Kühlborn
Wilhelmshöher Allee 19 – 21
34117 Kassel

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Autor: Team Hessen-Tageblatt