KOBLENZ (RLP) – Das Projekt scheint aussichtsreich: Seit zwei Monaten testen die Stadt Koblenz und die Energieversorgung Mittelrhein AG (evm) ein neuartiges Carsharing-Modell in Koblenz – Elektroautos der Kommune für jedermann.
Es soll Menschen motivieren, mehr mit Elektroautos zu fahren. Mit im Boot ist der Koblenzer Verein Ökostadt Koblenz, der Verein Teil-Auto und der Drive-CarSharing-Kooperationspartner Autovermietung KM, der das Carsharing-Projekt betreibt. Am Mittwoch (3. Dezember) präsentierten die Projektbeteiligten ihre erste Bilanz: 1163 gefahrene Kilometer in insgesamt 34 Fahrten, davon 18 Fahrten der Stadtverwaltung als Dienstwagen und 15 Fahrten von externen Carsharern. Im Oktober wurden 15 Fahrten mit insgesamt 362 Fahrkilometern geleistet, im November bereits 19 Fahrten mit insgesamt 801 Fahrkilometern.
Das Ergebnis nach einem Drittel des auf sechs Monate angelegten Feldtests stimmt die Partner positiv. Sie gehen nach den derzeit vorliegenden Ergebnissen davon aus, dass das Modell wirtschaftlich ist. Oberbürgermeister Professor Dr. Joachim Hofmann-Göttig (3. v.l.) sieht in dieser Art von Elektroauto-Sharing einen Beitrag zum Klimaschutz, zur Luftreinhaltung und auch zur Lärmminderung, der im buchstäblichen Sinn wegweisend sein kann: „Als Kommune tragen wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt unserer Lebensqualität. Mit diesem Projekt nehmen wir unsere Vorbildfunktion wahr“, sagte er und fügte an: „Machen wir positive Erfahrungen, fällt es anderen Kommunen, Einrichtungen und Firmen mit vergleichbarem Fuhrpark leichter, auch auf diesen Zug aufzuspringen.“
Das Ganze funktioniert so: Die Stadt Koblenz mietet Fahrzeuge von der Drive-CarSharing GmbH und zahlt dafür eine Monatsmiete. Für den Nissan Leaf, mit dem der aktuelle Praxistest durchgeführt wird, sind es 379 Euro pro Monat. Genutzt wird das Auto von Mitarbeitern der Stadtverwaltung für Dienstfahrten. Zudem können das Auto auch externe Carsharer – und später vielleicht weitere Nutzergruppen – mieten. Sie zahlen dafür entfernungs- oder zeitabhängige Tarife. Derzeit sind es 4,90 Euro pro Stunde, die unter anderem über das Drive-System erfasst und mit dem Nutzer direkt abgerechnet werden. Diese Einnahmen fließen nach Abzug der Kosten für Datenerfassung und Abrechnung zurück an die Stadt. Im Feldtest soll herausgefunden werden, ob die Einnahmen die Mietkosten decken. Gewinne sollen und dürfen nicht erzielt werden. Wenn dem so ist, könnte das Pilotprojekt in ein ständiges Angebot der Stadt umgesetzt werden.
Hintergrund des Modellversuchs ist, dass die Zulassungszahlen für Elektroautos unter den Zielen der Bundesregierung liegen. Als Gründe dafür sehen Experten die immer noch vergleichsweise hohen Anschaffungskosten und Unsicherheiten über Ladeinfrastruktur, Zuverlässigkeit und Fahrkomfort von Elektroautos. „Dieses kommunale Carsharing-Modell ermöglicht es jedem Autofahrer, den Komfort und das Laden von Elektroautos ausgiebig zu testen, ohne investieren zu müssen“, betonte Christian Schröder, Unternehmenssprecher der evm.
„Wir halten das für eine gute Art, die Elektromobilität weiter voranzubringen, wofür wir uns als Energiedienstleister mit verantwortlich fühlen. Darum fördern wir auch die Anschaffung von alternativen Antriebstechnologien wie Erdgasautos und bauen die Infrastruktur durch weitere E-Ladesäulen aus“, meinte er weiter. Die evm unterstützt das Projekt nicht nur ideell und mit Know-how: Während der Testphase trägt die evm die monatlichen Mietkosten. Auch den Ökostrom fürs Laden der Autos stellt der kommunale Energiedienstleister bereit. Praktisch ist, dass eine Elektroladesäule der evm direkt vor dem Koblenzer Rathaus steht, wo das Elektroauto der Stadt parkt. Die Abrechnung des dort getankten Ökostroms erfolgt direkt zwischen der evm und dem entsprechenden Carsharing-Anbieter.
Der Trend zum Carsharing hält an: Es ist bequem, günstig und durch das Angebot an E-Autos fährt man zudem klimaschonend. Prognosen gehen von 15 Millionen Carsharing-Nutzern in Europa bis 2020 aus. Schon heute ist das Teilen von Autos ein gefragtes Geschäftsmodell für Autokonzerne wie BMW, Daimler und Citroen. Federführung und Koordination des Projekts „kommunales Elektroauto-Sharing“ obliegen dem Koblenzer Umweltamt. Der Pilot geht auf ein vom Land Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2013 gefördertes Projekt zurück, an dem sich die Stadt Koblenz und die evm beteiligt hatten. Untersucht wurden damals, wie Elektromobilität am besten in Koblenz umgesetzt werden könnte. Als eine der aussichtsreichsten Optionen erwies sich das Carsharing.
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Text: Stadt Koblenz